Nachdem die 90er Jahre von der Diskussion um die benachteiligten Mädchen beherrscht waren und Sonderförderprogramme für sie entwickelt wurden, hat die „Feminisierung“ der Schule dazu geführt, dass die Jungen in allen Bildungsbereichen ins Hintertreffen geraten sind. Die Emanzipationsbewegung hat sich einseitig der Förderung der Mädchen und der jungen Frauen angenommen, die inzwischen die Jungen überrundet haben.
Eine in vielen Bereichen gescheiterte Bildungspolitik kann nicht dadurch gerettet werden, dass man die Uhr zurückdreht. Vielmehr ist es an der Zeit anzuerkennen, dass Jungen und Mädchen unterschiedlich sind und dass man ihnen nur dann gerecht wird, wenn man diese Unterschiede akzeptiert und zur Grundlage einer naturgemäßen, personengerechten Erziehung und Bildung macht.
Im vorliegenden Beitrag, gehalten vor Eltern und Interessenten einer Initiative zur Gründung eines Jungengymnasiums vor den Toren Berlins, macht sich die bekannte und kompetente Autorin dafür stark, der Unterschiedlichkeit von Jungen und Mädchen dadurch zu entsprechen, dass wieder der guten Erfahrung von Jungen- und Mädchenschulen in unserem Bildungswesen Freiraum gegeben wird. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Hirnforschung legen nahe, über eine mädchen- und eine jungengerechte Erziehung und Bildung nachzudenken. Mehr als eine zeitweilige Trennung in bestimmten Fächern im Sinne einer „reflexiven Koedukation“, sollte die Prägung, wie sie durch Jungen- und Mädchenschulen erfolgen kann, als ein bewährtes Innovationsmodell wieder in den Blick genommen werden